Prokrastination – oder: Was ich heute kann besorgen, reicht sicher auch noch übermorgen

Kennt ihr das? Ihr steht in der Küche, wollt eigentlich nur schnell den Geschirrspüler ausräumen, aber dann fällt euch ein, dass ihr noch Wäsche in der Maschine habt. Also geht ihr ins Bad, wo euch auffällt, dass das Waschbecken dringend geputzt werden müsste. Ihr greift zum Putzlappen, aber dann ruft ein Kind: „Mamaaa, wo sind meine Sportschuhe?“ Ihr beginnt eine Suchaktion, dabei stolpert ihr über einen Wäschekorb, der euch daran erinnert, dass ihr ja eigentlich im Bad was tun wolltet. Und so geht das weiter, bis ihr euch irgendwann völlig erschöpft auf die Couch setzt – mit einer Tasse Kaffee, der längst kalt ist.

Willkommen im ganz normalen Alltagswahnsinn!

Wenn ihr jetzt denkt: „Mensch, ich bin echt chaotisch“ – nein, seid ihr nicht! Ihr seid einfach nur Mütter, womöglich auch noch in den Wechseljahren. Und das bedeutet: Euer Kopf ist eine Mischung aus To-do-Liste, Erinnerungen an längst überholte Erziehungsratschläge eurer Eltern („Man geht nicht mit ungebügelter Bluse aus dem Haus!“) und der verzweifelten Frage, warum ihr eigentlich im Keller steht.

Währenddessen scrollt ihr durch Instagram und seht perfekt gestylte Frauen in makellosen Wohnzimmern mit weißen Sofas, drei Kindern und einem aufgeräumten Bücherregal. Ich sag’s euch, entweder haben diese Frauen eine Putzfrau – oder keine Hobbys. Wer drei Kinder hat und trotzdem ein Zuhause wie aus einem Möbelkatalog vorweisen kann, hat entweder übermenschliche Kräfte oder betreibt „schöner Leben“ als Vollzeitjob.

Prokrastination? Nein, Priorisierung!


Hört auf, euch schlecht zu fühlen, weil ihr Dinge aufschiebt. Das ist keine Faulheit, das ist Priorisierung! Wer will sich schon in einem Lebensabschnitt, in dem man nachts schweißgebadet aufwacht, weil die Hormone Samba tanzen, auch noch mit perfekten Fugen im Bad stressen? Die Waschmaschine läuft auch morgen noch, und der Staub auf der Kommode rennt nicht weg.

Habt euch lieb und lasst fünfe gerade sein

Ihr macht genug. Punkt. Eure Kinder werden sich später nicht daran erinnern, wie ordentlich das Haus war, sondern daran, dass Mama sich Zeit genommen hat. Also lasst den Perfektionismus los. Niemand wird am Grab sagen: „Wow, die hatte immer blitzeblanke Fenster!“

Macht, was ihr könnt, aber nicht mehr. Genießt den Kaffee – und wenn er kalt ist, wärmt ihn halt in der Mikrowelle auf. Oder trinkt ihn einfach später. Vielleicht übermorgen.


P.S. Das Wort „Prograstination“, habe ich das erste mal bei einem Poety Slam gehört und habe erst einmal das Handy gezückt um es zu googlen… Man muss auch nicht alles wissen.

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